Kirche und Israel
(eine Stellungnahme im Kontext der Diskussion um die Änderung der Kirchenverfassung der ELKB [2010/2011])
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Kunstgeschichtlich wurde das Verhältnis von Kirche und Israel als Gegenüber von ecclesia und synagoga reflektiert. Dabei handelt es
sich um zwei Frauen-Darstellungen, die die Christenheit als Kirche einerseits und die Judenheit als Synagoge andererseits
symbolisieren. Die Darstellungen transportieren einen mehr oder weniger ausgeprägten christlichen Antijudaismus (s.
oben das in dieser Hinsicht aber vergleichsweise harmlose Bamberger Beispiel). Christlicher
Antijudaismus hatte bedeutenden Anteil am unermeßlichen Leid, das dem jüdischen Volk in der Geschichte widerfahren
ist; es ist deshalb richtig und auch theologisch notwendig, Schuld zu bekennen und den Weg der Umkehr zu beschreiten. |
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* Gegen ein solches Vorgehen hatte sich schon Ernst Käsemann im Blick auf den Beschluß der Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland aus dem Jahr 1980 mit Vehemenz gewandt und dabei durchaus die besondere Situation der Christen in Deutschland, insbesondere der Angehörigen der Kriegsgeneration, mit berücksichtigt: »Wer selber der deutschen Generation angehört, welche für Verfolgung und Mord der Juden in nicht zu leugnender Kollektivschuld verantwortlich ist, wird Protest dagegen nur schweren Herzens erheben. Umgekehrt wird gerade er nicht schweigen dürfen, wie es unbegreiflicherweise fast alle Landeskirchen und evangelischen Fakultäten tun, noch immer sich feige aus dem Schußfeld drückend. Es ist hier nicht der Ort sich auf die Gesamtproblematik des Beschlusses einzulassen, der immerhin von keiner anderen deutschen Landeskirche mitgetragen wird, von der Ökumene zu schweigen. Gerade wenn man jedoch das Verhältnis zwischen Christen und Juden verbessern und – doch wohl reichlich lautstark! – “erneuern” möchte, sollte man mit der Exegese des anfangs als Kronzeugen zitierten Paulus nicht so leichtfüßig umspringen, wie manche Enkel Barths es sich erlauben und reformierte Föderaltheologie es zu provozieren scheint« (Ernst Käsemann, Aspekte der Kirche, in: Kirchliche Konflikte. Band 1, Göttingen 1982, S. 7–36, hier S. 20f.).